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LOUIE AUSTEN

Popsau mit 56: Louie Austen und sein Charme singen im Duett. Publikum: Prada. Louie: Pop.



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"Es gibt keine Ausred' mehr":

Ein Interview mit Louie Austen.




Louie Austen ist Wiener Barsänger mit Charme und Klasse. Von Mario Neugebauer vor fünf Jahren entdeckt, ist Louis Austen mittlerweile zum Entertainer und gefeierten Star der Popkultur avanciert, der Herz/Schmerz- Nostalgie mit coolen Beats vereinbart. Seit dieser Woche steht sein neues Album "Easy Love" in den Läden. Zwischen einem akustischen Gig in der Lounge des Berliner Quartier 206 bei Prosecco am Nachmittag und der Release-Party abends am Ku'damm bei Bier hat sich Plattenfreun.din Vero mit Louie Austen unterhalten.





Vero: Sänger im Jazz, Blues und Swing-Genre legen meist besonders großen Wert darauf, dass sie als singende Geschichtenerzähler wahrgenommen werden. Für viele deiner Kollegen wäre es wahrscheinlich Horror, wenn man das weise, gefühlsträchtige Wort mit elektronischen Beats unterlegen würde und die Meute darauf abtanzt. Wie setzt du deine Prioritäten?

Louie Austen: Auf welche Art und Weise ich wirke, ist mir eigentlich egal. Ich hau mich da einfach mit allem was ich kann und was ich spüre hinein. Und mir ist dann das Tanzen recht. Mir ist eigentlich nur das Gefühl wichtig, dass ich mit dem, was ich mache, die Menschen erreiche. Wie dann jeder einzelne darauf reagiert, ist ja dann seine Entscheidung und seine Wahl. Da möchte ich mich in keiner Weise mehr einmischen. Wenn jemand tanzt - super. Oder jemand möchte nur zuhören oder möchte jetzt was auch immer empfinden oder anfangen - dann ist das nicht mehr meine Entscheidung. Mir ist eigentlich nur wichtig, welche Zuwendung mir meine jungen Zuhörer geben.

In welchem Maße geht es Dir um die reine Selbstdarstellung?

Ich genieße einfach die Zuwendung. Weil ich eben so total aus der Norm bin - in Anbetracht dessen, was es sonst so derzeit gibt. Natürlich gibt es da Leute, die ein riesen Comeback gemacht haben wie Tom Jones zum Beispiel. Superstars eben. Aber ich, ich war ja ein ganz einfacher Barsänger, der sein Standardrepertoire gesungen hat. Deshalb sehe ich das als eine enorme Leistung, dass die jungen Menschen mich einfach so nehmen wie ich bin. Eben nicht so gestylt und nicht so hübsch wie die Jungen, sondern als 56 jährigen, der elektronische Musik als seine Entwicklung sieht.

Inwieweit ist diese Entwicklung mittlerweile fortgeschritten? In der Art und Weise, dass du selbst deinen elektronischen Teppich gestaltest?

Immer mehr eigentlich. Natürlich war ich die ersten Minuten im Studio von Mario Neugebauer ein Staunender, ein Lernender und ein Hörender. Ich war von den Socken. Ich habe ja nie geahnt, welche Möglichkeiten da drin stecken. Ich war halt immer mit Livebands im Studio, das beschränkt einen in seinen Möglichkeiten. Und dann zeigt mir ein junger Mann im Studio, was er mit Beats machen kann. Also interessante Verschiebungen, Möglichkeiten, Sounds. Und ich sag': "Hey, wo hast du denn das her? Is' ja irre". Dann hab' ich gelernt und bin langsam hineingewachsen. Ich hab' mich gefragt: "Was passiert eigentlich, wenn wir deine Ideen mit meinen verbinden?"

Die zweite Stufe war sicherlich die, dass man fragt: "Hey, könnte man dieses und jenes nicht versuchen?" Und die dritte Stufe war jetzt also, beim Album "Easy Love" zu sagen "Jungs, ich habe folgende Idee: ich möchte gerne Kompositionen, die ich hier habe, mit euch gemeinsam verarbeiten, eine Liedstruktur mit euch verarbeiten und eventuell auch ein paar Livemusiker einbringen. Und dann würde ich gerne ein paar mehr Stile versuchen."

Eine ganze Menge, was man dann auf einmal so will. Du hast auf dem neuen Album kaum einen Stil ausgelassen. Interessant finde ich den Song "Danger".

Da wollte ich zum Beispiel gerne einen elektronischen Blues machen. Der Song war genial dafür. Vom Feeling her ist das für mich so Billy-Holiday-Blues. So total leicht angesungen, aber doch so bluesig, und dazu dem Mario seine dunklen Beats, sein dunkles, düsteres Arrangement. Bei diesem Song wollte ich den Vorschlag machen, wie ein "neuer" Blues klingen könnte. Letztes Jahr hatte ich soviel Angst vor dem Krieg. Ich hab' einen Song geschrieben, der nicht viel genützt hat. Jetzt wollte ich versuchen, meine Angst noch stärker auszudrücken. Ich hab' mir gedacht, wenn ich einen Swing mache und ein gefährliches Arrangement darunter - dann ist das wahrscheinlich zu offensichtlich und viel zu klar.

Wie lautet also der Masterplan?

Ich wollte eben einen oberflächlichen Song, bei dem der Text knallhart ist. Ein Text der einschlägt. "Da stirbt ein Kind? Was, Moment, da muss ich zuhören." Man muss vielleicht immer Gegenläufigkeiten austesten. Ich weiß ja nicht, ob das funktioniert. Zumindest fasziniert mich das immer mehr. Ich werde mich da auch immer mehr herauswagen.

Gegenläufig ist "Danger" vor allem auch durch den Sprechgesang von George Ogunleye (Aphrodelics). Bietet sich Rap nicht hervorragend als Technik an, gerade weil es dir bei manchen Songs ja doch stark um die Lyrics geht, um damit deinem Publikum Texte direkter mitzuteilen?

Ich denke auch, dass Rap eine zeitgemäße Form ist. Deshalb arbeite ich damit oder hole mir Leute, die das können. Ich würde das auch gerne können, aber ich kann's nicht. Auch wenn ich das rappen probiert habe. Was mich am Rappen eigentlich so fasziniert - ich kann sagen, seit den Fantastischen Vier - ist, dass die deutsche Sprache wieder akzeptabel ist. Vor den Fantastischen Vier, mein Gott, da gab's ein paar Lieder von Reinhard Mey, bei denen man sich gedacht hat: "Ja, so könnte das schon gehen" ... aber die Fantastischen Vier waren die ersten, bei denen ich mir gedacht habe: "So geht's", das ist der Weg. Aber ich habe diese Leute eigentlich immer nur bewundert, weil ich das selber nie könnte, auf englisch schon gar nicht. Deswegen habe ich dazu einen meiner Freunde eingeladen.

Irene Lavine ist auch ein Gast auf deiner Platte. Die Dame ist sogar bei zwei Songs mit dabei.

Ja. Irene Lavine ist eine Literatin, die in New York irrsinnig viele Preise gewonnen hat. Ich hab' mir gedacht: "Hey, die bau' ich ein". Ich hab' damals nicht gewusst, was ich den Leuten alles antue mit meinen Ideen. Weil - wer kommt schon auf die Idee, dass man über ein Gedicht Musik drüberstülpt. Aber was konnte mir schon mehr passieren, als dass alle sagen: "Hey, das ist Schwachsinn"?

In vielen Interviews gehst du mit deinen Altersgenossen ziemlich schwer ins Gericht. Das lässt sich doch in der Position des "Entdeckten" eigentlich ziemlich leicht an.

Das war natürlich ein glücklicher Zufall. Aber eigentlich gibt es für das Scheitern eines Musikers heute keine Ausrede mehr. Meine Kollegen jammern, wie schön es vor 20 Jahren war. Das ist doch ein Scheiß. Jetzt ist es am besten, weil wir vor 20 Jahren limitiert waren. Wir waren limitiert auf Instrumente, auf Studios- wir waren limitiert in jeder Hinsicht. Heute gibt es die Möglichkeit, alle Sounds zu hören, du kannst dich im Wohnzimmer selbst produzieren - es gibt also keine Ausrede mehr.

Vielleicht fehlt denen die Energie, sich das alles neu anzulernen.

Das weiß ich nicht. Aber die hören ja auch auf, sich in ihrer Sache weiterzuentwickeln. Ich kann mittlerweile das erste Mal aus dem Vollen schöpfen, weil ich hier einen geilen DJ höre und ich frag' nach: "Hey, das ist ja geil, wer ist das, was kann man damit machen, wie reibt sich das?" Zu einem Liebeslied ein Geigenarrangement - das ist doch total langweilig. Das haben wir ja schon 5000 Mal. Dann sag' halt ich: "Hör' zu, ich möchte hier einen Maschinensound und darüber ein ganz lyrisches Liebeslied singen". Er sagt: "Wie soll denn das gehen?", und ich sag': "Ja, suchen wir halt was".

Ich möchte wesentlich mehr anecken als vorher. Ich möchte mehr Risiko eingehen. Zum Beispiel möchte ich jetzt einen Song machen, der heißt "Am Schrottplatz". Wo man eben Beats mischt mit den Sachen, die dort herumliegen. Mal schauen, was passiert. Der Schrottplatz als eine Idee des Vergänglichen. Das Feeling von Metallteilen, die mal neu waren und für Leute irgendwann mal wichtig. Lampen zum Beispiel. Vielleicht scheitert das alles, weil ich keine Musiker und DJs finde, die mit mir da hingehen. Dann muss ich's halt alleine machen. Aber so muss das weitergehen.

Das Interview führte  Veronika Schreiegg.


 louie-austen.com
 Was Menschen hören, die Louie hören - gnod.net

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