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The Cow

The Cow: Peta Devlin, Thomas Wenzel, Ecki Heins. Grade nicht da: Thomas Butterweg.



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"Vielleicht gibt's ja auch Mutige, die sagen:
Ja, ich mag Countrymusik".


Ein Interview mit The Cow


Thomas Wenzel ist der Bassist der "Sterne" und der "Goldenen Zitronen". Peta Devlin stand am gleichen Instrument jahrelang bei "Die Braut haut ins Auge". Zusammen mit Ecki Heins an der Violine und Thomas Buttenweg, einem hervorragenden Kontrabassisten touren die beiden gerade als "The Cow" durch deutschsprachige Lande. Im Gepäck- ein Franz Dobler, der mit der "Johnny Cash" Biografie "The beast in me" Aufsehen erregte. Jetzt feiert Franz Dobler mit "Der Tag an dem ich allen Glück wünschte" das Countryrevival. Selbstgedichtete Westerngedichte á la "Wir haben manchen Bock geschossen" erfrischen das Herz. Bitterer Ernst ist das- fernab von Musikantenstadelidyll und Truckstop.

Vero: Es gibt von den Aeronauten einen Song- "Irgendwann fängst auch du an, dich für Countrymusik zu interessieren". Ist Country eine Frage des Alters?

Peta Devlin: Ja und Nein. Ich denk' schon auf eine Art. Mit 18 würde man sich viel zu beobachtet fühlen, um zu sagen, dass man Country-Musik gut findet. Da muss man natürlich sagen, dass man coole Sachen gut findet. Aber vielleicht ist es auch eine andere Lebenseinstellung. Mit 18 hab' ich auch Punk und Rock gehört - Energiegeladenes, Wütendes, Aggressiveres. Und Countrymusik ist etwas Gefühlvolles, und mehr rückblickend. Da werden Geschichten erzählt, vom Leben auch, und ein Leben mit 18 ist ja noch relativ kurz. Vielleicht hat man da noch nicht so viel erlebt, was das Herz gebrochen hat oder einen zur Verzweiflung gebracht hat. Auf jeden Fall nicht so, wie es in Countrymusik beschrieben wird. Aber vielleicht gibt's ja auch Mutige, die einfach sagen "Ja, ich mag Countrymusik".

Ist es nicht auch prinzipiell einfacher auf Englisch zu singen- was jetzt Emotionen anbelangt? Du als Engländerin musst das ja eigentlich beurteilen können.

Peta Devlin: Na ja- ich habe ja lange in einer Band gespielt, in der auf deutsch gesungen wurde und da hat das eigentlich immer gut geklappt.

Früher hast du bei "Die Braut haut ins Auge" Bass gespielt. Das war eine reine Frauenband. Heute trittst du mit drei Männern auf. Ist es angenehmer, mit Männern Musik zu machen?

Peta Devlin: Ist es angenehmer? Es ist anders. Es is' insofern anders, weil ganz klar ist, wer die Hosen anhat - nämlich ich. Ich könnte eine Liste aufschreiben von Sachen, die anders sind. Aber letztendlich ist es natürlich immer menschenabhängig. Mit manchen Männern ist es schwierig zu arbeiten, aber mit solchen Menschen würd' ich sowieso nicht arbeiten. Mit manchen Frauen ist es auch anstrengend und schwierig - aber es ist schon anders. Beides hat Vor- und Nachteile. Mir fehlt das momentan schon ein bisschen, mit soviel Frauen was zu machen. Ich mach' das zur Zeit sehr wenig. Und ich arbeite ja auch als Tontechnikerin - da gibt es natürlich auch sehr wenige Frauen. Ich hab' nie gedacht, dass mir das so fehlen würde.

Eure neue Platte "Feeding Time" ist ja in der freien Natur aufgenommen worden. Mich erinnert das ein wenig an die "Mule vibrations" von Tom Waits.

Ecki Heins: Es war so, dass wir für die Platte definitiv eine andere Situation gesucht haben. Gerade die andern alle, die haben ziemlich viel Studioerfahrung, und für den ersten Cow Longplayer wollten wir eben dann nicht das Gewohnte haben. Das es das, was es geworden ist, geworden ist - das war auch für uns überraschend. Wir wollten uns eigentlich ein Ferienhaus in Dänemark mieten. Da war aber Hochsaison. Durch Zufall sind wir daraufhin auf dieses Anwesen in Dithmarschen gekommen, wo wir dann Haus mit Wald, Wiesen, drei Seen, das alles zu unserer Verfügung bekommen haben. Für den geringen Preis, dass wir uns um die Tiere kümmern, die da leben: Pfaue, Truthähne, Perlhühner, Schafe, Schwäne, Gänse, Enten, Hühner - die da alle auf dem Grundstück frei rumgerannt sind.

Peta Devlin: Die Tiere waren oft mal sehr penetrante Mitmusiker, obwohl das ja eigentlich auch unsere Idee war - keine saubere Platte im technischen Sinne aufzunehmen, sondern auch so viele Nebengeräusche wie möglich zu fassen. Tiere, die an dir vorbeilaufen, während du eine Gitarre einspielst - das ist natürlich sehr zu hören. Auf der Platte merkt man das sehr stark. Das ganze Quaken von Enten und so, das ist mit aufgenommen. Wir haben die Mikros oft außerhalb des Hauses aufgestellt. Zum Beispiel am See, damit wirklich alle Weltgeräusche vollkommen eingefangen wurden. Und das war eben das Konzept. Die ganze Platte ist von verschiedenen Menschen geschrieben, von uns vier. Und das macht das Ganze eben auch sehr "stückelig". Klar - jeder schreibt auf seine eigene Art. Um aus diesen Songs eine runde Platte zu machen, dafür haben wir diesen Raum geschaffen.

Thomas, du spielst bei den Sternen und bei den Goldenen Zitronen Bass. Selbstverständlich kommst du nicht um die Frage rum - braucht man Country als Ausgleich?

Thomas Wenzel: Vielleicht schon. Ich mein', gerade deswegen, weil ich mich in den letzten Jahren mehr in der Ecke Deutschsprachig und Hamburger Schule aufgehalten habe. Für mich ist das vielleicht auch eine Art Korsett gewesen- so empfinde ich das zumindest. Ich bin nie als Songwriter oder Texter in Erscheinung getreten, und bei dieser Band ist es eben gelungen, dass auch aus meiner Feder Texte kommen. Das hatte ich vielleicht vorher auch nie probiert. Die deutsche Sprache fand ich da immer sehr schwierig - gemessen an einem Frank Spilker oder Jochen Distelmeyer - da hab' ich mich vielleicht auch gar nicht getraut. Insofern finde ich, dass die englische Sprache schon besser klingt - zumindest wenn ich selber singe, habe ich das Gefühl, es ist eine Befreiung.

Stellt auch Trikont für dich eine Befreiung dar? Mit den Sternen seid ihr bei Virgin unter Vertrag. Der Druck bei einem "Major" ist wahrscheinlich schon eine andere Liga.

Thomas Wenzel: Das ist, glaub' ich, eher so ein Druck, der bei den Künstlern im Kopf entsteht. Für mich ist es jedenfalls so. Einfach dadurch, dass man denkt "da wird mehr Geld ausgegeben", muss man auch mehr Hits abliefern. Eigentlich ist das natürlich Schwachsinn, man muss sich da nur im Kopf frei machen davon. Aber es fällt schon leichter mit einer Firma, die so menschlich rüberkommt wie Trikont. Manchmal sind es dort drei Menschen, manchmal vier, mit denen man es zu tun hat - je nach Auftragslage, sag' ich mal. Die sind supernett, und da bekommt man halt so überhaupt keinen Druck. Natürlich gibt's dann auch einen Druck, aber das ist dann eher so ein ganz existenzieller. Man hat eigentlich totale Freiheit.

Peta Devlin: Das ist aber auch grundsätzlich so. Wenn man sich entscheidet, was selbst zu machen, oder zu einem kleinen Label geht - den Druck den du bei Großen immer hast oder wenn du eine große Promotionmaschinerie hinter dir hast, das ist sooo anders. Und man kann sich ganz bewusst dafür entscheiden, den Druck nicht mitzumachen. Das heißt nicht, dass man einen Erfolg ablehnen will, sondern man macht das auch klein, um unter sich zu bleiben. Aber das impliziert auch eine Art mit Musik umzugehen. Man kann alles machen. Da entsteht nie ein Moment, in dem man sagt: "Das darf man nicht", oder: "Eigentlich muss das ein bisschen mehr so oder so sein". Das ist eine unglaubliche Befreiung. Das fühlt sich unglaublich gut an.

Du sprichst anscheinend aus Erfahrung mit "Die Braut haut ins Auge".

Peta Devlin: Ja schon. Bernadette LaHengst hat ja auch dieses Jahr eine Soloplatte rausgebracht, und ich hab' mich oft mit ihr darüber unterhalten. Wir empfinden das eigentlich beide so. In dem Moment, wo man sich ein bisschen von dieser Größe verabschiedet, passieren auch ganz viele Sachen. Man hat vielleicht nicht wahrgenommen, dass man sich selbst ein bisschen abgeschnitten hat. Bernadettes Platte ist sehr erfolgreich, und es ist sehr eigen, was sie jetzt macht. Es ist sehr toll. Und vielleicht hätte sie das innerhalb von diesem Major-Ding nicht gemacht oder nicht geschafft.

Wann hat euch eigentlich "Der Country" befallen? Das war früher sicherlich immer ein viel zu benachteiligtes "Side-Project".

Peta Devlin: Schon. Ich hab' mich auch schon bei "Der Braut" mit der Musik beschäftigt. Wenn ich dort Lieder geschrieben habe, dann waren die auch immer sehr countriesk. Meine Leidenschaft dämmert da schon etwas länger dafür. Ich meine, als Musiker sitzt du eh immer viel rum und spielst dein Instrument und singt vor dich hin. Und das ist ja wirklich nicht immer das, was du dann später auf einer Platte aufnimmst. Aber ich und Thomas, wir machen sowas schon seit Jahren zusammen. Und auch zu dritt, haben wir schon in den 90ern solche Konzerte gemacht.

Das erste Album, das ihr rausgebracht habt, das war ja organisatorisch, so ganz ohne Vertrag, wahrscheinlich ein Superakt. Aber es kommt gut an. Mittlerweile gibt es ja schon die Zweitpressung zu kaufen.

Peta Devlin: Ja, das war erstaunlich, denn am Anfang lief das wirklich nur über Konzerte und über das Internet. Wir haben so eine selbstgebastelte Webseite gemacht - sehr euphorisch und provisorisch. Und dann kamen richtig viel Reaktionen drauf. Daraufhin war ich die ganze Zeit damit beschäftigt, irgendwelche Pakete rauszuschicken. Ich bin zweimal die Woche zur Post gegangen und hab' total geflucht. Das Tolle war - wenn das Paket angekommen ist, dann haben die Leute meist zurückgemailt und irgendwelche Sachen zu der Platte erzählt. Ein viel schöneres Feedback kann's doch gar nicht geben.


Das Interview führte  Veronika Schreiegg.


 www.cowtown.de

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